Zum Thema Deeskalation.
Da ich vor Kurzem wieder einmal darauf angesprochen wurde, einmal etwas zum Thema Deeskalation. Deeskalation funktioniert nicht! Hat sie nie, wird sie nie. Das weiß ich aus eigener schmerzhafter Erfahrung. Wer etwas anderes erzählt, der hat noch nie echte Gewalt erlebt, oder er redet frei erfundenen Blödsinn. Immer wieder frage ich mich, was eigentlich den Freizeit-Karatetrainer oder ambitionierten, vereinsmeiernden JuJutsu Lehrer dazu bringt gern und oft über dieses Thema zu reden und sich allerlei Dinge auszumalen, die nur in ihrer eigenen Phantasie funktionieren. Karate und JuJutsu stehen selbstverständlich hier nur exemplarisch. Beides sind tolle Sportarten die Körper und Geist fördern und fordern, fraglos. Allerdings haben nur die wenigsten Trainer dieser Sparten reale Erfahrungen gesammelt. Mit Angst und Adrenalin, die Hosen gestrichen voll, funktionieren nur noch wenige einfache Vorgehensweisen. Habe ich diese nicht auch in speziellen Drills, die Angst, körperliche Erschöpfung usw. imitieren hundertmal geübt, funktionieren nicht einmal mehr diese. Auch sind Standartfloskeln wie Halt!, Stop!, Nicht weiter! usw. quasi die Garantie dafür vom kampferfahrenen Straßenschläger so richtig schön die Kappe voll zu bekommen.
Und damit ich hier nicht falsch verstanden werde: Grenzen setzen ist richtig und gut. Man muss dann aber auch im Stande sein diese Grenzen zu verteidigen.
Und damit ich nicht falsch verstanden werde zum Zweiten: Ich rede von potenziell (lebens)gefährlichen Situationen. Nicht vom Kollegen auf der Weihnachtsfeier, der nach dem dritten Glas Sekt etwas zu aufdringlich wird. Oder dem pöbelnden Nachbarn mit berechtigter Wut auf meinen neuen Maschendrahtzaun. Lebensbedrohliche Situationen sind Situationen, in denen mein eigenes, oder das Leben anderer, mich begleitender Personen akut gefährdet ist. Hat der Gewalttäter mich erst einmal als Opfer auserkoren hilft hier kein reden mehr.
Schon allein die Idee man könnte gewaltbereite, oder an Gewalt als Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen gewöhnte Menschen mit reden davon abhalten ihre Pläne umzusetzen ist so herzerfrischend naiv, dass ich nicht weiß ob ich lachen oder weinen soll.
Gewalttäter haben einen Instinkt dafür wer ein Opfer ist und wer nicht. Einen großen Teil des Gesamtpaketes macht die Körpersprache aus. Sie muss zum Gesagten auch passen. Authentizität entsteht durch einen Gleichklang von Denken, Fühlen, Reden und Handeln. Dann reichen auch wenige Worte. Entweder ich gebe auf und hoffe das es nicht so schlimm wird, oder ich mache meinem Gegenüber klar, dass es hier jetzt gleich losgeht. Vielleicht ist der Apettit mich zu fressen dann nicht mehr so groß. Von Deeskalation keine Spur.
Deeskalation macht überhaupt nur dann Sinn, wenn sie dazu dient selbst geplant zu eskalieren. Dann aber so, dass der Angreifer in kürzester Zeit die schwerst möglichen Schäden davon trägt. Mit aller Konsequenz und ganz egal was es mich kostet. Und um danach die Flucht anzutreten, oder mich dem nächsten Aggressor zu stellen. Dazu gehört ein entsprechendes Mindset, das man entweder hat, oder das man sich mühsam antrainieren muss.
Um das Thema noch einmal zusammen zu fassen:
Nein, es gibt keine echte Deeskalation in lebensbedrohlichen Situationen.Durch ein wenig Gerede und entsprechendes Verhalten, ergibt sich aber evtl. die Möglichkeit die Situation in meinem Sinne zu manipulieren, eine bessere Position zu erreichen, um dann die Auseinandersetzung zu starten und schnellstmöglich zu beenden. Wann immer ICH das möchte.
Das Bedürfnis über Gewalt, oder wie man sich vor ihr schützt zu reden ist groß.
Die Bereitschaft hart daran zu arbeiten mich in Gewaltsituationen wehren zu können ist aber leider sehr klein.
Aber ich hab mich bis jetzt immer `rausreden können.
Prima! Dann haben es deine Angreifer bis jetzt noch nie ernst gemeint
Mir ist so etwas noch nie passiert!
Prima! Bete, dass es immer so bleibt.
Du und deine Paranoia! Statistisch gesehen ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass...
Ach, geh Federball spielen!